Henry van de Velde – er konnte Alles

Es scheint so als fände sich in Weimar immer irgendwer, der sich mit einem runden Geburts- oder Todestag feiern, huldigen, würdigen und damit auch irgendwie vermarkten ließe. Dieses Jahr ist es der vor 150 Jahren geborene und bisher eigentlich wenig beachtete Henry van de Velde.
1902 wurde der Belgier zur Gründung des "Kunstgewerblichen Seminars" nach Weimar berufen. Er war Leiter der Großherzoglichen Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar und entwarf deren Gebäude, in denen sich ab 1919 das Bauhaus etablierte ( es ist nur wenige Schritte vom HOTEL FÜRSTENHOF AM BAUHAUS entfernt ). Sein bewegtes Leben, das durch zwei Weltkriege und Feindschaften der Nachbarländer maßgeblich bestimmt wurde, läßt sich an dieser Stelle kaum wiedergeben. Es sei nur soviel erwähnt, dass seine Weimarer Zeit außerordentlich produktiv war. Von hier aus wirkte er als Architekt, Künstler und Designer auch in Jena, Gera, Chemnitz und in Bürgel. Bis 1917 blieb van de Velde in Weimar, sein nächster Aufenthaltsort war dann in der Schweiz.
Van de Velde war ein Gestalter, der zum Einen die Voraussicht und Einsicht besaß, dass die Vollkommenheit eines Gegenstandes mit seiner Zweckentsprechung einhergehe ( was den Bauhausgedanken, dass die Form der Funktion folge, ein Stück vorweg nimmt) und zum Anderen alle erdenklichen formbaren Bereiche mit in sein Schaffen einbezog. So entstanden in seinen "Laboratorien" stilistisch und funktional durchgearbeitete Architektur, Schmuck, Kleidung, Möbel und Gebrauchsgegenstände aller Art.
Zeitlich ist van de Velde in den Jugendstil bzw. Art Nouveau einzuordnen, obwohl Vieles in seiner Formensprache und Intension der Zeit vorauseilte.
Wir können es jedem empfehlen, sich mit dem Leben und Wirken des von erneuernder und reformierender Gestaltung "Besessenen" zu befassen. Die Ausstellungen in Weimar und der weiteren Umgebung sind in jedem Fall bereichernd, auch wenn die großräumige Marketingkampagne um Henry van de Velde einen empfindlichen kommerziellen Beigeschmack hat.