Malerei - Geschäfte - Politik – Der Apfel fiel zu nah am Stamm

Lucas Cranach d. J. war beinahe wie sein Vater - ein begnadeter und erfolgreicher Maler , geschäftstüchtiger Apotheker und aktiv in der Politik. Dieses Sein als Erbe und Abziehbild ermöglichte ihm zu Lebzeiten ein hohes Ansehen, Erfolg und Privilegien. Die Nachwelt bekam aber zusehends ein unscharfes Bild von ihm und sein Werk "verschwamm" zu großen Teilen mit dem des Vaters.
Jetzt, zu seinem 500sten Geburtstag, bekommt Lucas Cranach d. J. wieder Kontur. Kunsthistoriker und -wissenschaftler haben sich endlich intensiver mit Leben und Werk des Meisters befasst. So vergrößerte sich das Oeuvre Lucas Cranach d. J. im Nachhinein, da, nach neuester Forschung, einige seiner Werke dem Vater zugeschrieben wurden und viele Arbeiten auch gemeinschaftlich entstanden.
Gründe für die falsche Zuordnung waren die fast schon industrielle Fertigung der Bilder in individualitätsfreiem Werksstil und das von beiden verwendete sehr ähnliche Signet.

Auch die Lebensdaten, seine Wirkungs- und Arbeitsstätten, die Verbindungen in das politische und geistliche Leben werden in dem Themenjahr 2015: "Bild und Botschaft" in Ausstellungen, Vorträgen, Führungen und Publikationen wieder weitestgehend zurechtgerückt.
Damit kommt ein Maler, dessen Arbeitsweise als manieristisch gilt, der aber dennoch die Zeit der Renaissance feinsinnig und auf höchstem Niveau reflektierte zu späten Ehren.

Der am 04.10.1515 in Wittenberg geborene Lucas Cranach d. J. wurde von seinem Vater in der Kunst der Malerei unterrichtet und arbeitete zusammen mit seinem 2 Jahre älteren Bruder Hans in seiner Werkstatt. Nach dem Tod des Bruders 1537 übernahm L.C.d.J. mehr und mehr die Geschäfte und Werkstatt des Vaters.
Im Letzten Lebensjahr L.C.d.Ä ( 1552-1553) zogen sie nach Weimar, wo die Arbeit am Flügelaltar vom Vater in der Weimarer Stadtkirche begonnen und 1555 von L.C.d.J. vollendet wurde.
Von 1549 bis 1566 war er u.a. als Bürgermeister und Stadtkämmerer in Wittenberg politisch aktiv. Er gab die Ämter auf als sein Schwager, der in die "Grumbachschen Händel" verwickelt war, gevierteilt wurde.
Bis zu seinem Tode im Jahre 1586 schuf L.C.d.J. einen enormen Fundus bedeutender religiös intendierter Bilder (z.B. Schneeberger Altar) und Portraits honoriger Persönlichkeiten seiner Zeit.

Übrigens:
Die Tochter von Lucas Cranach d.Ä., Barbara Cranach, war mit dem sächsischen Kanzler Christian Brück verheiratet. Aus dieser Linie stammt Goethes Mutter, demzufolge ist Lucas Cranach d.Ä. Goethes Urgroßvater 7. Grades.

Aktuelles Informationsmaterial zu Ausstellungen und Veranstaltungen rund um die Cranachs in und um Weimar haben wir im Hotel Fürstenhof am Bauhaus Weimar für sie ausgelegt.